Wörter sind Oberflächen

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte … hm … und trotzdem gibt es Schriftsteller, die mit tausenden Worten Geschichten erzählen, die ihre Leserschaft begeistern.

Schauen wird uns das einmal an und nehmen dazu das Wort „Baum“. Jeder kennt einen Baum, kann ihn eindeutig von Blumen, Sträuchern, oder gar Verkehrsschildern unterscheiden. Und doch hat jeder – das behaupte ich mal – eine ganz eigene Vorstellung, wie genau dieser Baum aussieht.

Für den einen ist es diese 150 jährige Eiche, die im Sommer mitten in einer hügeligen Landschaft einsam, den Jahreszeiten trotzend in voller Blätterpracht vom Licht der untergehenden Sonne erhellt wird. Für den anderen ist es diese an exponierter Stelle im winterlichen Hochgebirge wachsende Fichte, die am felsigen Untergrund kaum Halt findend schon so manchen Wintersturm trotzte.

Wörter sind Bezeichnungen für Dinge der Welt, um über diese schreiben oder reden zu können. Die Bezeichnung ist aber nicht das Ding selbst. Das Ding, das mit einer Bezeichnung gemeint ist ist immer das, was sich derjenige vorstellt, der die Bezeichnung hört oder liest. Was das genau ist, ist von der Erfahrung der Person abhängig  und damit auch von kulturellen Hintergrund.

Wörter sind Oberflächen hinter denen sich ganze Universen von Bedeutungen verbergen, die wir Menschen in die Wörter legen. Gelungene Kommunikation besteht dort, wo diese Oberflächen sich berühren und hinter diese geschaut wird.